Wie sich Vodafone in Ägypten zum unfreiwilligen Helfer des Regimes macht

Erschienen am 3.2.2011

Wie sich Vodafone in Ägypten zum unfreiwilligen Helfer des Regimes macht: In Ägypten rebelliert das Volk gegen die Regierung von Hosni Mubarak. Der Despot, der schon seit 30 Jahren auf dem “Thron” sitzt und passender Weise auch noch Pharao genannt wird, sieht sich seit mehr als einer Woche einer Protestwelle aus allen Bevölkerungsschichten ausgesetzt.

Gestern eskalierte die Gewalt, als offensichtlich vom Regime entfesselte Schläger-Horden auf dem Tahrir-Square einfielen und sich mit den bis dato absolut friedlichen Demonstranten Straßenschlachten lieferten. In der vergangenen Nacht soll dann auch noch eine Scharfschütze auf ausharrende Demonstranten auf dem Platz in Mitten Kairo geschossen haben.

Aus der Sicht eines Europäers kann ich nur den Kopf schütteln, wenn ich sehe, dass von unseren Volksvertretern keine eindeutigen Signale kommen, um die Demonstranten zu unterstützen. Dies ist aber nichts im Vergleich zu der Rolle, die Vodafone und die anderen Kommunikationsanbieter in Ägypten bei dem Aufstand spielen. Diese unterstützen das System sogar noch unfreiwillig (Hoffe ich zumindest!).

Heute wurde auf der Website des britischen Guardian bekannt, dass über das Vodafone-Netz in Ägypten Nachrichten mit dem folgenden angeblichen Inhalt versendet werden.

“The Armed Forces asks Egypt’s honest and loyal men to confront the traitors and criminals and protect our people and honor and our precious Egypt. Youth of Egypt, beware rumors and listen to the sound of reason – Egypt is above all so preserve it. To every mother-father-sister-brother, to every honest citizen preserve this country as the nation is forever. The Armed Forces cares for your safety and well being and will not resort to using force against this great nation.”

Laut Guardian ist dies ein Aufruf an die Pro-Mubarak-Demonstranten auf Regierungsgegner loszugehen. Meinen Englisch-Kenntnissen zu Folge ist die Sache nicht so eindeutig. Man kann dies schließlich auch anders deuten. Nichtsdestotrotz ist es in meinen Augen ein Aufruf zur Gewallt.

Im Original ist besagte Kurznachricht in dieser Flickr-Gallerie zu sehen. Falls hier jemand vorbeikommt, der des Arabischen mächtig ist, würde ich mich sehr über eine Übersetzung direkt ins Deutsche freuen. Hinterlasst doch einen Kommentar.

Da die wenngleich auch unfreiwillige Unterstützung eines totalitären Regimes nicht unbedingt gute PR ist, hat Vodafone eine Pressemitteilung zu diesem Thema veröffentlicht. Darin heißt es:

Under the emergency powers provisions of the Telecoms Act, the Egyptian authorities can instruct the mobile networks of Mobinil, Etisalat and Vodafone to send messages to the people of Egypt. They have used this since the start of the protests. These messages are not scripted by any of the mobile network operators and we do not have the ability to respond to the authorities on their content.

Vodafone Group has protested to the authorities that the current situation regarding these messages is unacceptable. We have made clear that all messages should be transparent and clearly attributable to the originator.

Vodafone beruft sich hier also auf die Notstandsgesetze in Ägypten, die dem Anbieter das Verbreiten der SMS vorschreiben würden und sie keine Möglichkeit hätten dagegen vorzugehen. Das mag soweit stimmen. Aber so ganz glauben kann ich das nicht. Schließlich bestünde mit Sicherheit die Möglichkeit den kompletten Dienst einzustellen oder zumindest die Nummer über die diese Nachrichten versendet werden zu blockieren.

Andererseits könnte man hier jetzt argumentieren, dass das Regime einfach das Vodafone-Netz abschalten lässt oder den britischen Anbieter verbietet. Für mich gibt Vodafone hier trotzdem keine glückliche Figur ab. Es gibt schließlich immer einen Weg. Etwas mehr Courrage könnte man durchaus erwarten, zumal ein Vorgehen gegen die Nachrichten eine gute PR in Europa wäre.

Das hier geschriebene gilt im Groben auch für die anderen ägyptischen Anbieter.

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